Titelthema | Peter Reuter | INDat Report 07_2015 | Oktober 2015
Neue Plattform für fachlichen Austausch und Networking - Mehr Visibilität: Distressed Ladies vereinen sich
Frankfurt. Alles andere als klagen und jammern waren die Beweggründe, warum sich inzwischen über 50 Expertinnen zu den Distressed Ladies – Women in Restructuring zusammengeschlossen haben. Gerade Expertise, Erfahrung und ein Standing in der allerdings männerdominierten Restrukturierungs- und Insolvenzbranche gelten als Voraussetzungen für den Zutritt zu diesem Zirkel, der immer mehr Zuspruch und Interesse erfährt. Die Vorbereitungen für die Vereinsgründung für Anfang 2016 befinden sich bereits in vollem Gang. Networking in allen Bereichen der Krisen- und Insolvenzbranche, anspruchsvoller fachlicher Austausch auf Augenhöhe und Business Development – mit bereits messbarem Erfolg – bezeichnen die Rechtsanwältinnen Katharina Reuther (P + P Pöllath + Partners), Sylwia Maria Bea und Anne Schwall (beide Wellensiek) als Ziele der von ihnen in Frankfurt geborenen Idee. Nicht nur das fachliche Niveau der Vorträge bei ihren regelmäßigen Treffen muss passen, sondern auch das Ambiente des sich anschließenden Dinners.
»The case of the distressed lady« kann sicherlich nicht als Vorbild für den in Frankfurt gegründeten Zirkel gedient haben, denn es handelt sich dabei zum einen um inzwischen mehr als 50 Ladies und zum anderen ist die Erzählung der Krimiautorin Agatha Christie eine Short Story – und das wird der Zusammenschluss der Distressed Ladies – Women in Restructuring allem Anschein nach sicherlich nicht werden. Allerdings ist der älteren Erzählung und dem jüngeren Zusammenschluss gemeinsam, dass sie sich um spannende Themen drehen.
Die Idee zur Gründung eines vorerst losen Verbunds von Kolleginnen, die auf dem weiten Feld der Krise, Restrukturierung und Insolvenz erfolgreich unterwegs sind, ist eher zufällig im Nachgang eines gemeinsamen Mandats Ende 2013 entstanden, als man sich in Frankfurt zu einem Lunch getroffen habe, berichten die Rechtsanwältinnen Katharina Reuther, Sylwia Maria Bea und Anne Schwall. Im Laufe dieses Rückblicks auf die gemeinsame Arbeit, als man scherzhaft festgestellt habe, »Mensch, nur Frauen am Tisch«, habe man sich gleichzeitig mit der Frage beschäftigt, warum es denn so wenige Frauen im Restrukturierungsbereich, wie Mandate und Fachveranstaltungen zeigten, gebe bzw. diese nicht so stark wahrgenommen würden. Diese Fragen konnte das Trio bei diesem Lunch nicht erschöpfend beantworten, doch aus den Überlegungen sei der Entschluss gereift, eine Art Ladies’ Circle für Expertinnen aus der Restrukturierungsbranche ins Leben zu rufen, der Networking, Business Development und fachlichen Austausch ermöglicht. Zunächst sei nur davon die Rede gewesen, einige ihnen persönlich bekannte Kolleginnen zusätzlich in diese Runde aufzunehmen. Doch nach den ersten Treffen, gestartet am 05.03.2014 im
Union International Club in der Frankfurter Villa Merton, nahm diese Idee immer mehr Gestalt an. Das Interesse und der Teilnehmerkreis steigerten sich von Mal zu Mal bei den bislang sechs Veranstaltungen. »Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen waren sehr positiv, um nicht zu sagen begeistert«, erinnert sich Anne Schwall. »Dies hat uns in der Idee selbstverständlich bestätigt, das Projekt weiter auszubauen.«
Gesagt, getan: Vertreten bei den Distressed Ladies sind heute neben den beiden Kanzleien Wellensiek und P + P Pöllath + Partners, aus denen die drei Initiatorinnen stammen, insbesondere die Kanzleien, Beratungshäuser und Finanzinstitute Clifford Chance, Linklaters, Brinkmann & Partner, hww hermann wienberg wilhelm, Schneider, Geiwitz & Partner, Pluta, White & Case, Weil, Gotshal & Manges, Beiten Burkhardt, The Boston Consulting Group, Ernst & Young, Andersch, KPMG, Triton Advisers, Sigma Corporate Finance, Strategic Value Partners, Bankhaus Metzler, One Square Advisors, Deutsche Bank, Commerzbank und Atradius Credit Insurance.
(…)
Editorial | Peter Reuter | INDat Report 07_2015 | Oktober 2015
Hausaufgaben nicht gemacht? Dann Diktat aus Brüssel …
Erinnern Sie sich noch? Am 12.03.2014 veröffentlichte die Europäische Kommission eine »Empfehlung für einen neuen Ansatz im Umgang mit unternehmerischem Scheitern und
Unternehmensinsolvenzen«, die seinerzeit schon überraschend wenig Aufmerksamkeit erhielt. Praxis und Fachöffentlichkeit waren mit den Änderungen der EuInsVO und mit der Anwendung des noch relativ jungen ESUG befasst.
Die Empfehlung forderte Angleichungen im materiellen Insolvenzrecht und bemängelte, dass Unternehmen in manchen Mitgliedstaaten erst spät und nur im Rahmen formaler Insolvenzverfahren Restrukturierungen durchführen können – siehe Deutschland. Ziel der Empfehlung war deshalb, dass Unternehmen in allen EU-Staaten geeignete präventive Restrukturierungsverfahren zur Verfügung stehen sollen, die eine Insolvenz verhindern können.
Um dieses Ziel zu erreichen, stellte die Kommission »Grundsätze« auf, deren Herzstück ein präventiver Restrukturierungsrahmen war. Den Mitgliedstaaten wurden 18 Monate Zeit gegeben, diese Grundsätze umzusetzen. Die Bundesregierung sah für eine solche Umsetzung keine Veranlassung. Bundesjustizminister Heiko Maas fühlt sich an den für 2017 aufgegebenen Evaluierungsauftrag des ESUG gebunden. Man wolle die Wettertauglichkeit des »Schutzschirms« beobachten und erst dann entscheiden, ob noch Bedarf für ein vorinsolvenzliches Verfahren besteht.
Nun aber beschleunigt die Kommission das Schritttempo einzelner Länder: Sie veröffentlichte am 30.09.2015 den »Action Plan on Building a Capital Markets Union« (https://ec.europa.eu), in dem sie eine Gesetzesinitiative für eine Richtlinie oder eine Verordnung ankündigt, die auch das vorinsolvenzliche Sanierungsverfahren beinhaltet – auf der Basis der wenig beachteten Empfehlung vom März 2014.
Wo steht Deutschland im europäischen Vergleich und welche Entwicklungen gibt es seit März 2014 in den anderen EU-Staaten?
Diese EU-weite Bestandsaufnahme zum vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahren nimmt RAin & Solicitor Ursula Schlegel im kommenden INDat Report 08_2015 vor. Sie koordiniert eine Sammlung von über 40 Länderberichten im demnächst erscheinenden Band 4 des Münchener Kommentars InsO. Ihre aktuelle Bestandsaufnahme wird auf diesen von ihr betreuten Länderberichten basieren. Dann zeigt sich, wer die Hausaufgaben aus Brüssel erledigt hat – und wer schleunigst nacharbeiten muss.
Inhaltsverzeichnis
3 | Editorial |
6 | Im Gespräch RA StB Prof. Dr. Jens M. Schmittmann RegE zum Insolvenzanfechtungsrecht Gesetz zur Verzwergung der Insolvenzanfechtung |
7 | INDat Barometer I |
8 | Namen & Nachrichten |
10 | Titel |
16 | Standpunkt RAin Petra Heidenfelder Ist die Bestellpraxis wirklich (geschlechts)neutral? Lösung Frauenquote? |
18 | Verwalter & Kanzleien RA Dr. Jens M. Schmidt (Runkel Schneider Weber) Große Sprünge mit kleinen Schritten |
22 | Letters from Oxford Prof. Dr. Reinhard Bork Back again |
23 | Im Gespräch Prof. Dr. Christoph Thole Q-Cells-Urteil des LG Frankfurt vom 07.05.2015 Sanierungsberatung am Ende? |
24 | Kongresse & Tagungen Zweiter deutsch-französischer Sanierungsgipfel in Berlin Salut la France |
28 | 8. Jahrestagung der Neuen Insolvenzverwaltervereinigung Deutschlands e. V. (NIVD) in Berlin Neue Marker, Märkte und Mechanismen |
32 | 23. Restrukturierungsgipfel in Düsseldorf Restrukturierung greift immer mehr Raum |
36 | Symposien & Workshops Doktoranden-Workshop des iir e. V. in Berlin Interdisziplinärer »Wahnsinn« |
40 | Kongresse & Tagungen 5. Jahreskonferenz der SRH Hochschule Heidelberg zur Restrukturierungs- und Sanierungspraxis Alles besser als Regelinsolvenz? |
42 | Norddeutscher Verwalterkongress in Hannover Blick in die Glaskugel |
44 | Symposien & Vorträge 11. Berliner Trilog des iir e. V. in Berlin Bankenregulierung für die oder in der Krise? |
46 | Statistik Top 30 Verwalter, Top 30 Kanzleien, Top 10 Gerichte |
47 | INDat Barometer II |
50 | Veranstaltungen, Impressum, Vorschau |